Schlag-
Feminismus
lichter
OKTOBER DEZEMBER 2022
veto
Magdeburger Allee 180
99086 Erfurt
Wir freuen uns, wenn Ihr getestet kommt!
Veranstaltungsreihe um
aktuelle Kontroversen
im feministischen Diskurs
https://veto.blackblogs.org
Die Veranstaltungsreihe »Schlaglichter Feminismus« widmet sich aktuellen Kontro-
versen im feministischen Diskurs, wie queerer Theorie und Praxis, Prostitution und der
Bedeutung von Intersektionalität.
Ziel ist, gemeinsam zu begreifen, wie sich Geschlechterverhältnisse im sexistisch
struktu rierten Alltag darstellen, wie diese zu kritisieren sind und wie gemeinsame –
feministische und pro-feministische – Gegenstrategien aussehen können.
Dazu laden wir zu unseren Abendveranstaltungen ein, bei denen Themen besprochen
und sowohl Geschlechterverhältnisse als auch geschlechtsspezische Diskriminierung
und geschlechterdifferenzierende Subjektivierungsweisen diskutiert werden.
13. Oktober | 19 Uhr:
Intersektionalität für Skeptiker*innen
Intersektionalität ist in, als Schlagwort in akademischen Debatten und als
Forderung sozialer Bewegungen. Aber was bedeutet Intersektionalität?
Intersektionalität ist in, als Schlagwort in akademischen Debatten und als
Forderung sozialer Bewegungen. Aber was bedeutet Intersektionalität?
Die theoretische Begriffsbestimmung ist umstritten. Die politische Forderung
das muss intersektional gedacht werden wird oft wenig gefüllt und läuft
manchmal darauf hinaus, Kategorien und persönliche Betroffenheiten (oder
Privilegien) aufzuzählen, ohne den Zusammenhang der dahinterliegenden
Macht- und Herrschaftsverhältnisse zu begreifen. Die Veranstaltung plädiert
dafür, die Forderung nach Intersektionalität als Ansporn für eine differenziertere
Gesellschaftskritik und die Zusammenarbeit sozialer
Bewegungen aufzugreifen, statt sich von der manchmal
schlagwortartigen Debatte abschrecken zu lassen
oder abzugrenzen. Also konkret: Intersektionalität als
Forderung aufzugreifen, besser zu verstehen, wie
Kapitalismus, Geschlechterverhältnisse, Rassismus
und weitere Macht- und Herrschaftsverhältnisse zu-
sammenhängen und Kämpfe zusammen zu führen.
Das Bildungskollektiv Biko ist ein
kleiner linker Bildungsträger, der
Bildung für soziale Bewegungen
und zu Fragen aus sozialen
Bewegungen macht.
20. Oktober | 19 Uhr:
Queer Theory als Gesellschaftskritik
Mike Laufenberg zeigt, [...] dass viele queere Theorien im Kern eine
materialistische Gesellschaftskritik leisten.
In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Queer Theory zunehmend materia-
listischer und gesellschaftstheoretischer geworden. Ein Ausdruck davon ist
der jüngere Bedeutungsgewinn von Ansätzen eines Queeren und Trans-
gender Marxismus im englischsprachigen Raum. Die Queer-of-Color-Kritik
untersucht den Zusammenhang von Rassismus,
Kolonialismus, Kapitalismus und sexueller bzw.
geschlechtlicher Herrschaft wiederum seit der
zweiten Hälfte der 1990er Jahre. In der deutsch-
sprachigen Linken werden diese Entwicklungen
bislang erst zögerlich zur Kenntnis genommen,
lieber schwelgt man in alten Plattitüden, die queere
Theorie mit Judith Butlers Frühwerk gleichsetzen
und als reine Sprach- und Kulturkritik skizzieren.
Mike Laufenberg zeigt demgegenüber, dass viele
queere Theorien im Kern eine materialistische
Gesellschaftskritik leisten und hierbei nicht nur
arbeiterbewegungsmarxistische, sondern auch feministisch-materialistische
Analysen von Kapitalismus in zentralen Aspekten korrigieren und erweitern.
In seinem Input veranschaulicht er dies an ausgewählten theoretischen
Diskussionen und daran anknüpfenden politisch-emanzipatorischen Perspek-
tiven (u.a. zur gesellschaftlichen Funktion von Queer- und Transfeindlichkeit
und zu einer queeren Klassenpolitik).
Mike Laufenberg ist Teil von Kitchen
Politics, einem queer-feministischen
Denk- und Herausgeber*innen-
Kollektiv, das marxistisch-feminis-
tische und queere Perspektiven
zusammenführt und Brücken
zwischen akademischen und aktivis-
tischen Debatten herstellt.
10. November | 19 Uhr:
Zur Frage der Identität.
Zwei Formen der Kritik
Vor dem Hintergrund der allgegenwärtigen afrmativen Bezugnahme auf
Identität werden in dem Vortrag zwei Perspektiven miteinander ins Verhältnis
gesetzt, die Identität als Gegenstand philosophischer Kritik behandeln.
Die Kategorie der Identität ist zu einem zentralen Bezugspunkt gegenwärtiger Politik
geworden. Sowohl von rechts wie von links wird Identität als Kampfplatz besetzt, um
politischeInteressenzuformulieren.VordemHintergrundderallgegenwärtigenafrma-
tiven Bezugnahme auf Identität werden in dem Vortrag zwei Perspektiven miteinander
ins Verhältnis gesetzt, die Identität als Gegenstand philosophischer Kritik behandeln.
Zum einen die postmoderne Subjektkritik Judith Butlers und zum anderen die Identitäts-
kritik Theodor W. Adornos. Beide Modelle von Identitätskritik werden auf den ersten Blick
von der gemeinsamen Einsicht getragen, dass Identität eine unzulässige Subsumtion
des Besonderen unter das Allgemeine bedeutet. Dabei funktionieren die Zugänge jedoch
nach anderen Logiken, aus denen verschiedene Konsequenzen dafür erwachsen, wie
der Zusammenhang von Identität und Emanzipation gedacht werden kann.
Referentin Alexandra Colligs
17. November | 19 Uhr:
Prostitution/Sexarbeit: Ausdruck oder
Verletzung sexueller Selbstbestimmung?
Der Vortrag versucht, einen Schritt zurück zu treten und die Prostitution / Sexarbeit
in der Widersprüchlichkeit von Selbstbestimmung unter
fremdbestimmten Verhältnissen zu verstehen.
Die Frage nach dem Umgang mit Prostitution/Sexarbeit bezeichnet eine der großen
Spaltungslinien des gegenwärtigen Feminismus. Während eine Fraktion die Prostitution
als Form der Vergewaltigung versteht und nach dem sogenannten „Nordischen Modell“
verbieten lassen möchte, fordert die andere eine vollständige Entkriminalisierung und
Normalisierung der Sexarbeit als Arbeit. Was beiden Seiten trotz dieser gegensätzlichen
politischen Forderungen gemein ist, ist der Bezug auf die sexuelle Selbstbestimmung
sowie das Ziel, Frauen ein besseres Leben zu ermöglichen. Dass sie auf dieser Basis zu
sehr verschiedenen Schlüssen kommen, ist Ausdruck der Widersprüchlichkeit dessen, was
Selbstbestimmung unter fremdbestimmten Verhältnissen bedeutet. Indem beide Fraktionen
jeweils nur eine Seite dieses Widerspruchs stark machen, bekommen sie die Prostitution
so immer nur halb zu fassen.
DerVortragversucht,einenSchrittzurückzutretenunddieProstitution / Sexarbeitin
dieser Widersprüchlichkeit zu verstehen. Zuletzt macht er einen Vorschlag, was politisch
daraus zu folgern ist.
Referentin Maria Neuhauss
08. Dezember | 19 Uhr:
„und all deine Tränen, die werden wir rächen“
– feministische Lesung mit Musik
Wir lesen unsere Lieblingstexte aus über 100 Jahren feministischer Bewegung –
wütende, spitze, kluge, witzige, vernichtende Texte im Streit mit dem Patriarchat,
im Kampf für eine andere Gesellschaft und im Ringen um einen emanzipatorischen
Feminismus. Bring auch du deine Lieblingstexte mit. Zwischendurch gibts Musik
und feministische Lieder. Bier gibts auch.
Wir freuen uns, wenn ihr getestet kommt!
Aktuelle Infos ndet ihr auf dem Blog → https://veto.blackblogs.org
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Veranstaltungsreihe um aktuelle Kontroversen
im feministischen Diskurs
Oktober – Dezember 2022
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